Traumatherapeutensuche für komplextraumatisierte und stark dissoziative Menschen

(Inklusive einer Sammlung von Anlaufstellen und Listen, auf denen Therapeuten zu finden sind, die sich mit komplextraumatisierten und stark dissoziativen Klienten auskennen, weiter unten im Artikel.)

Wer es von meinen Lesern noch nicht weiß: einen kompetenten Traumatherapeuten zu finden ist so ähnlich wie einen 100€ Schein auf der Straße zu finden. Es ist keine übliche Situation und selbst wenn an dem 100€ Schein ein Zettel hängt, der klar macht, dass dieser für den Finder ist und er ihn so nutzen kann, wie er es gerade brauch. Viele werden dennoch Hemmungen haben und auf jeden Fall lange darüber nachdenken, womit sie das verdient haben. Andere ergreifen die Chance bei Schopfe. Jeder ist anders..

Eine ordentliche Traumatherapie ist mindestens genauso schwer zu finden, allerdings selten so einfach wie das Glück über den Geldschein zu stolpern. Es gibt leider genügend Psychotherapeuten, egal ob psychologische, Heilpraktiker, die auf mannigfaltige Art zur Psychotherapie befähigt wurden, oder Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie. Ich behalte mir vor sie einfach alle als (Psycho)Therapeuten zu bezeichnen, auch nutze ich die männliche Form als Sammelbegriff für alle Geschlechter. Ich bin ja schon umständlich genug. Wie gesagt, es gibt nicht genug, es gibt a insgesamt kaum genügend Psychotherapeuten um den allgemeinen Bedarf in der Bevölkerung abzudecken. Sucht man einen Traumatherapeuten, heißt das auch, dass dieser Mensch neben seiner kostspieligen Therapieausbildung, die er nun irgendwie abbezahlen muss, auch noch recht kostspielige Weiterbildung in der Diagnostik spezifischer Traumafolgestörungen, spezifischen Behandlungsmethoden und vieles mehr macht, um seinen Patienten optimal helfen zu können. Gerade in der Psychotherapie muss man ständig up to date sein, da sich dort in den letzten Jahren, besonders in der Traumatherapie, der Sicht auf bestimmte Traumafolgen und der Methodik sehr viel tut.

Als Mensch mit einer im Fach sogenannten „komplexen Traumatisierung“, also in der Regel Traumatisierungen, die nicht nur ein oder einige isolierte Male auftraten, sondern einen längeren Zeitraum des Betroffenen geprägt haben, hat man es schwer selbst unter den Traumatherapeuten jemanden zu finden, der bereit ist, sich mit diesen Traumata auseinanderzusetzen. Es ist nämlich nicht schön und potentiell in der Lage ein Weltbild auf den Kopf zu stellen. Ich verstehe es vollkommen, wenn ein Therapeut offen zugeben kann, dass er überfordert ist. Tut er das nicht, schadet er sich und dem Patienten – oft mehr als man glauben mag.

Ist man gleichzeitig noch stark dissoziativ und nehmen wir dafür das Ende der dissoziativen Fahnenstange, die dissoziative Identitätsstörung, dann hat man das Problem, dass man spätestens hier abgewiesen wird, weil den meisten Therapeuten zu schwierig, sie haben noch keine Erfahrung und trauen sich nicht recht an die Materie heran.

Es gibt natürlich Cracks und Koryphäen auf dem Gebiet der Behandlung von DIS und einigen, gelegentlich damit zusammenhängenden Themen wie organisierte Täterstrukturen, RiGaGs und den Tatsachen, dass nicht alle Klienten es bereits geschafft haben sich aus diesen schädlichen Strukturen zu lösen. Manchmal weil die „Alltagsanteile“ nichts davon wissen und andererseits, weil es immer schwer ist, egal wie sehr z.B. die Familie einem geschadet hat, den Kontakt komplett abzubrechen. Immerhin, es gibt sie. Leicht ist es nicht einen dieser begehrten Therapieplätze zu ergattern. Es gibt kilometerlange Wartelisten, denn die Plätze sind rar – ein schwerst traumatisierter Klient mit einer DIS ist eine Herausforderung und verantwortungsvolle Therapeuten arbeiten nur mit einer begrenzten Anzahl solcher Klienten, zu leicht verheizt man sich sonst in seinem eigenen Job – und wer einen Platz ergattert hat, befindet sich häufig für längere Zeit in Therapie.

Eine Freundin riet uns in etwa folgendes (stark paraphrasiert)

Wenn ihr einen Hintergrund mit mehrfachen Traumatisierungen habt, eventuell auch organisiert und gezielt für die Produktion von Kinderpornographie „verfeuert“ wurdet, Opfer von Kinder- und Zwangsprostitution wart oder seit, wenn ihr rituelle Gewalt erlebt habt oder noch erlebt, wenn ihr Opfer von Verhaltens- und Bewusstseinskontrolle wart, wenn ihr Foltererfahrungen hab und obendrauf noch eine schwere dissoziative Störung habt oder gar eine DIS (ich selber ziehe da keine harten Grenzen, erlebe aber, dass viele Therapeuten dieses eben doch tun), dann müsst ihr euch darauf einstellen, dass die Therapeutensuche langwierig, herausfordernd, oft frustrierend wird und es oft so scheint, als wäre diese Belastung der Mühe nicht wert.

Bleibt zäh!

Lasst euch nicht so schnell abwimmeln. Werdet ihr abgewiesen, weil alles voll ist, ruft spätestens 3 Monate später wieder an!

Bleibt standhaft!

Bleibt dran! Auch wenn ihr nicht durchkommt oder auf mehrere Mails oder Nachrichten auf dem AB keine Rückantwort bekommt: Bleibt dran. So hart es gerade für jemanden ist, dem es schlecht geht und der vielleicht soziale Ängste hat, Therapieplätze bekommen meist diejenigen, die am Ball bleiben.

Vergesst nie, dass ihr es wert seit Hilfe zu bekommen! – und wenn ihr das nicht glauben könnt, redet es euch dennoch ein, denn es ist wahr!

Nehmt unfreundliche Therapeuten am Telefon nicht persönlich, wer weiß, was denen morgens ins Müsli gefallen ist!

Lasst euch nicht entmutigen, auch wenn es leichter gesagt als getan ist!

Die echten Perlen findet man oft an den Orten, wo man sie kaum vermutet hätte, tauch weiter!

Holt euch Hilfe euren Frust loszuwerden, und wenn es „nur“ das Tagebuch ist! Sprecht mit anderen Menschen, lasst euch aufbauen und neuen Mut zusprechen! Wenn ihr alleine seit, helfen euch vielleicht Netz-Communities, Krisentelefone, Gespräche in der nächsten Beratungsstelle.

Wenn jemand von euch weitere Anlaufstellen kennt, die ich hier nicht aufgeführt habe, spezifische Listen oder Suchmaschinen, Adressen usw.: Habt bitte keine Hemmungen sie hier mitzuteilen. Mit eurem Einverständnis, würde ich die Angebote gerne in diesen Thread mit einbauen.

EMDRIA Deutschland e.V. ist ein Verband von Therapeuten mit Zertifizierten Ausbildungen in der Traumatherapiemethode EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing). Auf der Website findet sich auch eine Suchmaske, mit deren Hilfe man Therapeuten, die in Deutschland zertifizierte EMDR-Therapeuten sind, suchen kan. Die meisten der dort gelisteten Therapeuten, sind durchaus auch mit anderen Methoden der Traumabehandlung vertraut. Zur Therapeutensuche.Wer nicht in Deutschland sucht findet hier die Möglichkeit Therapeuten im europäischen Ausland zu finden.

DeGTB – Deutschsprachige Gesellschaft für Psychotraumatologie ist eine Fachgesellschaft, die es sich unter anderem zum Ziel gesetzt hat neue Erkenntnisse, Wissen und Informationen zu verbreiten und noch eine ganze Menge mehr. Es lohnt sich dort einmal vorbei zu schauen. Die DeGTB stellt auf ihrer Seite auch eine Suchmaske zur Verfügung, wo man geordnet nach geographischer Lage (hier ist es auch möglich neben Deutschland Therapeuten in Österreich, der Schweiz und in Luxemburg zu suchen), und einer Vielzahl weiterer Kriterien, wie Ausbildung des Therapeuten oder Art des Traumas, nach einem passenden Therapeuten gesucht werden kann. Gelistet sind nur Therapeuten, die DeGTB zertifiziert sind und entsprechende Ausbildungen in Psychotraumatologie abgeschlossen haben. Zur Therapeutensuche.

GPTG – Gesellschaft für Psychotraumatologie, Traumatherapie und Gewaltforschung. Der Name erklärt das Programm. Diese Organisation hat es  Das Besondere der GPTG ist meiner Meinung nach, dass man dort nicht nur nach Ärzten und psychologischen Psychotherapeuten suchen kann, sondern dass eine Vielzahl verschiedener Berufsgruppen, sowie Rettungsassistenten, Polizisten, genauso wie Pfarrer und Seelsorger dort Mitglied sind. Es gibt eine Seite „Hilfe und Beratung„, wo eine sehr Umfangreiche Linkliste, die für traumatisierte Menschen hilfreich sein könnte, zu finden ist, genauso wie Listen von Therapeuten, Kliniken, Fachkräften allgemein, Experten, Therapieformen und Finanzierungswege für eine ambulante Therapie. Eine Suchmaske für die Suche nach spezialisierten Traumatherapeuten in seinem Postleitzahlengebiet (neben Deutschland auch Österreich und die Schweiz) findet man direkt auf der Startseite.

VIELFALT e.V. ist ein Verein, der sich nun schon seit über 18 Jahren für die Information über Dissoziation und der Hilfe für dissoziative Menschen, bzw. im Besonderen für Menschen mit dissoziativer Identitätsstörung ein. Schon sein Jahren veröffentlicht VIELFALT jährlich eine Liste mit Kliniken, die spezielle stationäre Therapieangebote für Posttraumatische Belastungsstörung (PTSD), für Menschen mit Komplextraumatisierungen und Dissoziativer Identitätsstörung, bzw. anderen stark ausgeprägten dissoziativen Störungen sowie Kliniken die Programme für traumatisierte Patienten, die gleichzeitig eine Suchtproblematik haben. Seit vielen Jahre bemüht sich VIELFALT schon darum eine Datenbank für Therapeuten anzulegen, die Traumatherapie auch für Klienten mit dissoziativen/r (Identitäts)Störung anbieten, sich zum Teil auch mit Themen wie ritueller Gewalt auskennen. Es ist möglich den Verein einfach anzuschreiben und eine Liste für Traumatherapeuten in seiner Region anzufordern. Die Mailadresse dafür lautet vielfalt@vielfalt.de, ansonsten erreicht ihr den Verein auf verschiedenen Wegen über diese Kontaktinformationen.
VIELFALT e.V. ist ein Verein, der wirklich Besonderes für Menschen mit DIS, in der Vergangenheit geleistet hat und dieses noch immer tut. Weihnachten steht ja vor der Tür und Menschen fühlen sich inspiriert gerade in dieser Jahreszeit sich ihrer sozialen Verantwortung noch stärker bewusst zu werden. Wer der westlichen Weihnachtstradition des Spendens föhnen möchte, dem darf ich diesen Verein noch einmal ans Herz legen. Möglichkeiten VIELFALT e.V. zu unterstützen findet ihr hier!

Wildwasser e.V. ist ein Verein, der sich vor allem an Mädchen und Frauen, die von sexuellem Missbrauch betroffen sind, aber auch an Freunde und Angehörige wendet. Wildwasser e.V. hat Beratungsstellen in vielen Städten und Regionen in Deutschland. Viele dieser Beratungsstellen arbeiten ja eng mit Betroffenen zusammen und begleiten viele auch bei der Therapiesuche. Meistens gibt es daher vor Ort eine Liste oder einen Karteikasten, wo Therapeuten verzeichnet sind und – und das kann hilfreich sein – mit Kommentaren von Patienten versehen sind. Es kann unter Umständen helfen so z.B. einige Therapeuten auszuschließen, weil diese nicht mit dissoziativen Klienten arbeiten oder im Gegenteil angeben dafür offen zu sein. Letztendlich ist es natürlich immer eine persönliche Entscheidung ob man mit einem Therapeuten zurecht kommt oder nicht, deshalb sollte man mit Erfahrungsberichten immer sehr bewusst umgehen. Wildwasser e.V. bietet auf seiner Seite auch die Möglichkeit nach Adressen von themenbezogenen bundesweiten Beratungsstellen in der eigenen Region zu suchen. Bei einigen der Beratungsstellen dort kann man euch sicher auch bei der Therapeutensuche helfen und euch eventuell in der Wartezeit begleiten.

Viele Städte haben sogenannte Trauma-Ambulanzen, die auch Behandlungen von Patienten anbieten, nach alle, aber viele haben Erfahrung mit komplextraumatisierten und stark dissoziativen Menschen. Manche können auch an passendere, niedergelassene Therapeuten vermitteln. In folgenden Städten findet ihr Trauma Ambulanzen (das hier ist nur eine Auswahl, denn die Liste ist lang, daher werde ich Links und Kontaktmöglichkeiten in einen separaten Artikel packen und diesen dann hier lediglich verlinken):
Trauma-Ambulanz des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie in München
Intensivierte Traumatherapie im ZIPB Berlin
Trauma-Ambulanz der Goethe-Universität in Frankfurt/Main
Trauma-Ambulanz des Universitätsklinikums in Münster

Es gibt auch gibt auch allgemeinere Methoden nach (Trauma)therapeuten zu suchen. Bei eurer Krankenkasse könnt ihr immer eine Liste von Therapeuten in euer Nähe anfordern. Ebenso könnt ihr die regionale Suche bei der Bundestherapeutenkammer nutzen. Auch einige der psychiatrischen Institutsambulanzen (kurz PIA genannt) der örtlichen psychiatrischen Krankenhäuser bieten neben akuter psychiatrischer und psychotherapeutischer Hilfe auch Hilfe bei der Suche nach geeigneten niedergelassenen Psychotherapeuten.

Es gibt diverse Websites, die Datenbanken haben, in denen man Therapeuten nach spezifischen Gesichtspunkten, wie z.B. Krankheit, Therapieform usw. auswählen kann. Häufig kann man dort auch direkt nach Traumatherapeuten suchen. Einige dieser Seiten sind, der Psychiatrische Informationsdienst (PID), der auf seiner Hauptseite auch einige nützliche allgemeine Informationen zur Therapeutensuche bereitstellt. Zusätzlich wird dort auch eine telefonische Beratung als Hilfestellung angeboten.

Bei der Therapeutensuche auf „therapie.de“ ist es ebenfalls möglich Therapeuten nach diversen Kriterien in seiner Region zu suchen.

Es gibt noch eine Reihe weiterer Seiten, auf denen man psychologische Berater, Heilpraktiker, Gastalttherapeuten uvm. suchen kann. Ich habe mich hier auf die Anlaufstellen beschränkt, wo man – meiner Meinung nach – mit einer größeren Wahrscheinlichkeit einen Therapeuten oder eine Therapeutin findet, die Erfahrung mit der dissoziativen Identitätsstörung mitbringt, in der Lage ist auch persönliche Geschichten mit komplexen und verworrenen traumatischen Lebenserfahrungen zu „ertragen“, die einschätzen können, wie anstrengend eine Therapie mit solchen Klienten ist und die bereit sind zu den tief verborgen liegenden und vom Klienten gut geschützten Kernthemen vorzudringen.

Achso, ähh… stimmt ja, da war doch noch die Therapeutensuche

…mit der ich euch hier im Blog nun zum dritten Mal nerven werden. Ich muss dazu in den eigenen Artikeln spicken, denn so sinnvoll das Anonymisieren der beteiligten Personen sein mag, so unübersichtlich ist mir das gerade.

Hier ließ ich mich bereits über meinen Frust aus, hier… auch – aber beschrieb, wie ich mein Säckerl schnürte um auszog (mal wieder) der hiesigen Therapeutenlandschaft das fürchten zu lehren.

Reale Kontakte (dazu gehören keine Anrufbeantworter *grusel*) konnte ich nur, wie schon vorher der Fall mit Herrn Amudsen, nun auch mit Frau Brecht und Herrn Dr. Crumbiegel, wobei sich der Kontakt mit letzterem nur auf Telefonate und einige Mails beschränkte.

Herr Dr. Crumbiegel wäre für diese Stadt meine Präferenz. Er hat mit Abstand die meiste Erfahrung in der Behandlung von Patienten mit DIS mit einem Hintergrund von organisierter, bwz. ritueller Gewalt. Wir hatten das Glück, dass wir ihn nach einiger Beharrlichkeit tatsächlich persönlich an den Hörer bekamen. Wir erzählten von unserer Situation, stellten fest, dass er sich sogar noch an uns erinnern konnte (wir hatten vor mittlerweile 8 Jahren in anderen Zusammenhängen Kontakt) und er schilderte uns im Gegenzug seine gegenwärtige Position. Er führt keine Wartelisten mehr, da der Verwaltungsaufwand für ihn Formen annahm, die ihm Zeit nahm, die er lieber seinen Patienten widmen würde. Seine Vorgehensweise: Wer zuerst kommt malt zuerst. Er sagte mir den Zeitraum, wann er wieder einen freien Platz erwartet und ich kündigte ihm an, dass er ab dann täglich mein liebliches Stimmchen von seinem AB trällern hören wird. Wir witzelten beide noch ein wenig darüber und beendeten das Gespräch.

Bei mir hinterließ es den Gefühl jetzt in einem Wettrennen zu sein, jedenfalls so lange, bis mir aufging, dass die Suche nach einem Traumatherapeuten ein Wettrennen in sich ist.

Natürlich verzögerte sich der Termin für den freien Platz und wie mein Schicksal es so will, fiel Herrn Dr. Crumbiegel auch noch ein, dass es sich dabei nicht um eine Stelle für DIS-Patienten handeln würde, da könne er nicht absehen, wann ein Platz frei wird. Er bat um Verständnis, denn auch er müsse mit seinen Kräften und Ressourcen Haushalten und der Himmel weiß, dass ich das habe. Ich weiß wie sehr „unsereins“ (die einen mehr, die anderen weniger) von Therapeuten einen Neuaufbau des Weltbildes fordern, wie sehr die Kommunikation ein ständiger Eiertanz ist, wie viel projeziert wird, wie schwer es ist ein gewisses Grundvertrauen für eine sinnhafte Arbeit aufzubauen und wie oft dieses Vertrauen durch Provokationen getestet wird. Kurzum „Multis“ sind echt anstrengend. Ständig wechselnde innere Haltung, „Vibes“, „Energien“, Stimmungen – nenn‘ es wie es in dein Weltbild passt – können im Ergebnis für den Therapeuten auch gerne mal einem 10 Stunden Tag auf’m Bau in der prallen Sonne ähneln. Kurz gesagt: ich versteh den armen Mann. Milde Frustration machte sich jedoch in mir breit denn wir hatten im ersten Gespräch ja schon sehr deutlich geklärt, dass eine DIS vorliegt und er stellte auch allerhand Fragen dazu, dem Hintergrund, Vorbehandlung etc.pp., aber wie er ja deutlich betonte, er ist auch nur ein Mensch (und ich will nicht wissen, wie sein Schreibtisch aussieht und ob er einen Anrufbeantworter mit einer 2 TB großen Festplatte ausgestattet ist), kest la fife, wie der Franzose sagt.

Allerdings verwies er mich an eine Psychiatrische Institutsambulanz in der Nachbarstadt, da ich dort, wenn auch nicht regelmäßig, so aber doch von traumatherapieerfahrenem Personal betreut werden könne.

Schockierend aber wahr: Ich bekam dort schneller einen Termin als ich hätte Quidditch sagen können, auch wenn sich herausstellte, dass das mit dem traumatherapieerfahrenen Personal niiiiiiicht so ganz der Realität entspricht, aber offene und freundliche Menschen, sind mir dort begegnet und ich habe in jedem Fall eine Anlaufstelle, auch Fachärztlich (was eine andere Geschichte ist, zu der ein fast fertiger Artikel seit 5 Monaten in meinen Entwürfen mit vielen, vielen Freunden vor sich hinlungert) und „meine“ Therapeutin dort bemüht sich sehr mich bei „passenden“ Kollegen unterzubringen, da einige wenige doch über entsprechende Ausbildung und Erfahrung mit traumatisierten Patienten verfügen, falls sich in der Zusammenarbeit zu viele Fragen auftürmen würden, sich Überforderung einstellt, etc.

Mit Frau Brecht hatte ich zwischenzeitlich auch ein Erstgespräch. Nachdem sie mich beim ersten Telefonat mit ihr recht schnell abwürgen wollte, denn bei ihr würden vor Ende nächsten Jahres ohnehin keine Termine frei werden, sagte ich zu meiner inneren Höflichkeit (die in unserem System besonders durch die Innenperson Heide vertreten ist): „L%&§ mich!!!“, fiel der guten Frau ins Wort und erörterte im zugegebenermaßen nicht sachlichsten aller Tonfälle meine Odyssee. Als sie mir Namen anderer Therapeuten in der Stadt nannte, erzählte ich ihr, dass genau diese mich immer wieder zu ihr schickten – und oh Wunder: noch im gleichen Monat hatte ich einen Termin für ein Erstgespräch.

Nun ja… was soll ich sagen… you can’t get the jungle out of the tiger und Tiefenpsychologe/Analytiker bleibt Tiefenpsychologe/Analytiker, besonders, wenn er schon Jahrzehnte in seinem Beruf gearbeitet hat. Ich hatte leider nicht die Möglichkeit die meisten meiner Fragen zu klären, aber es wird wohl mindestens noch ein 2. Gespräch mit ihr geben. Wir haben glaube ich grundlegende Differenzen in der Weltanschauung und ich rechne es uns beiden hoch an, dass nicht sofort geblockt wird, sondern man den anderen etwas näher beschnuppern möchte.

Fazit: Ich weite meinen Suchradius um einige Kilometer aus.

…und wenn ich mir nun doch einen Therapeuten suche?

Eine Ebene meines Selbst hat mit dem Thema endgültig abgeschlossen. Uns therapeutisch Hilfe zu suchen war – wenn es nicht kläglich scheiterte – selten so hilfreich, dass ich sagen würde die Kosten, die die Krankassen dadurch haben rentieren sich. In dem Artikel „Therapie oder nicht Therapie; das scheint hier die Frage“ sind wir schon einen kleinen Teil unsere persönlichen Frustes losgeworden. Das Lesen der Blogs der Mosaiksteinchen, Rosenblätter und Paulines konfrontiert und auch im Außen mit Themen, die innerlich täglich gewälzt werden. Auch hier bin ich wieder dankbar für dieses Blogphänomen. Es regt ungemein zum Denken an, man experimentiert für sich im stillen Kämmerlein, man lässt Hoffnungen wachsen.

Und ich? Ich schäme mich. Denn ich möchte das nicht mehr alleine durchstehen. Ja, verdammt noch mal, ich wünsche mir eine/n Therapeuten/in, der/die bereit wäre mit uns all die Probleme anzugehen, die es uns nicht erlauben ein größtenteils unbeschwertes Leben zu führen.

Ja, wir können ja schon so viel. Wir sind als System ja schon so unglaublich integriert, weil wir eine teilweise Co-Bewusstheit geschaffen haben und so furchtbar normal aussehen (das ist kein WITZ, so traurig das auch ist, so messen moderne Gutachter und Therapeuten „Erfolg“).

Und nein, wir brauchen keinen der uns imaginative Stabilisierungsübungen beibringt. Da die selten ihren Zweck erfüllten, haben wir unsere eigenen erfunden. Funktioniert.

Und jetzt?

Stabilisierung ist das weiteste, was selbsternannte Traumatherapeuten bereit sind zu gehen.

Ich wurde Zeuge von Therapeuten mit Therapien, die auf Menschen mit einer dissoziativen Persönlichkeitsstruktur abgestimmt war, Zeuge davon, dass sich nicht jeder von Klienten mit einem Hintergrund in organisierter Gewalt oder bekannten destruktiven Sekten abschrecken lässt.

Die lies in mir den Wunsch erstarken auch so etwas haben zu wollen. Wie angemessen das ist, kann ich nicht beurteilen. Logische Überlegungen sagen mir, dass ich eine geringe Chance habe, da ich nur einige wenige Therapeuten eines solchen Kalibers in der Nähe habe. Die alte Denkweise, die das meiste meines Bewusstseins ausfüllt, weil sie einfach überall ist sagt mir:

Du Dummerchen. Hast du noch immer nichts gelernt? Du hast den größten Fehler überhaupt begangen: Du wünscht es dir. Du weißt doch, dass alles, was du dir wünschst, für dich in unerreichbare Ferne rückt. Schau nicht mich so trotzig an, schau dir dein Leben an, die letzten Jahre reichen. Nun blick mir in die Augen und sage ich habe unrecht.

Nein Erfolg erwarte ich nicht, aber ich habe ein Fünkchen Hoffnung, dass irgendwann dieser Fluch, der sich über unser gesamtes Leben legt durchbrochen wird, nur für einen kurzen Moment. Hoffnung soll ja allen Qualen trotzen (THX Mosaiksteinchen)

Ich tu es jetzt einfach. Es kann ja nur schief gehen und mein Frust wird dabei kaum vergrößert.Ich versuche unterzukommen, denn ich möchte Hilfe mit den Sachen, die mir alleine über den Kopf wachsen. Es sind sehr erfahrene Therapeuten dabei, ich hatte das Privileg in der Vergangenheit in meist anderen Zusammenhängen gute Gespräche mit ihnen zu führen.

So hab ich Santa gespielt und mir eine Liste gemacht. Die ließ sich schnell ausdünnen. Übrig geblieben sind 5 Therapeuten im Umland. Zwei kenne ich bereits ein wenig und dass der eine sich noch an mich erinnert hat uns doch etwas gut getan, zumal der letzte Kontakt (anderer Zusammenhang) über acht Jahre her ist.

[Namen natürlich wie immer geändert]

Wir haben da den Therapeuten Christoph Amundsen. Wir hatten das Glück sehr schnell ein Vorstellungsgespräch bei ihm zu ergattern. Es befremdete ihn in der Anamnese zunächst, dass wir wohl mit einer relativ stoischen Geduld über Jahre hinweg immer wieder auf der Suche nach einer hilfreichen Therapie sind. Schien ihm noch nie untergekommen – was uns etwas befremdete, aber das passiert, wenn man vergisst nicht von sich auf andere zu schließen. Er ist ein älterer Mann, eine gewisse Lebenserfahrung setzen wir hier voraus aber es zeigte sich schnell, dass er mit unserem Hintergrund insgesamt vollkommen überfordert wäre. Er nahm uns dennoch auf seine Warteliste auf, die laut seinen Aussagen und Entschuldigungen sehr lang sei – wir finden ein Jahr im Vergleich wirklich Kindergeburtstag.

Herr Amundsen verwies mich in unserem gemeinsamen Gespräch an eine Frau Christine Brecht und bot an, dass ich ihn dort als Referenz angeben dürfe. Frau Brecht interessiert mich sehr. Sie nutzt Methoden in der Traumatherapie, die uns zum einen neu sind und zum anderen sehr danach klingen auf uns zu passen. Sie ist Analytikerin und würde so abrechnen. Ist etwas organisatorisches aber ein definitiver Bonus. Ich hoffe sehr, diese Frau bald kennenzulernen

Herr Amundsen empfiehlt mir genauso wie Frau Bender, die ich aus anderen Gründen einige Wochen zuvor besuchte, einen gewissen Herrn Dr. Richard Crumbiegel. Für uns nichts neues, wie kennen ihn ein wenig, halten seine therapeutische Arbeit für effizient und wir geben zu, dass wir mehr als Glück brauchen um den nächsten freien Termin zu ergattern. Wir sind ja überhaupt froh, dass er im Moment Patienten aufnimmt.

Als wir vor vielen Jahren schon einmal suchten, verwies er uns an seine Kollegin Cornelia Degen. Wir mochten sie auf Anhieb und hatten auch das Gefühl, sie würde und genügend hart rannehmen und auch über das nötige Hintergrundwissen verfügen. Wir haben bereits fast 2 Jahre auf ihrer Warteliste verbracht, bevor wir die Entscheidung trafen und mit einer weniger geschulten Therapeutin zu arbeiten. Wir würden gerne mit ihr arbeiten, wenn wir es nicht schaffen bei Dr. Crumbiegel unterzukommen und da wir sie bereits kennen, würden wir auch den weiteren Weg in Kauf nehmen.

Es gibt noch Sabrina Ebermann, allerdings wissen wir noch nicht viel über diese Therapeutin. Wir lassen uns überraschen.

Ja, ICH hoffe auf eine angemessene Therapie. Ich muss lernen meinen Frust beiseite zu schieben, sonst ist alles zum scheitern verurteilt

Therapie oder nicht Therapie; das scheint hier die Frage

Therapy or no therapy, that is the question:
Whether ‚tis nobler in the mind to suffer alone
The slings and arrows of outrageous fortune,
Or to take arms against a sea of troubles,
And by opposing, end them? To talk: to cry;

(frei nach Wilhelm Schüttelbier)

Der langanhaltenden Verzweiflung sind Frust und Resignation gewichen. In den letzten Monaten vermeide ich es wieder stärker mich mit der Frage nach professioneller Unterstützung, vor allem therapeutischer, auseinanderzusetzen. Habe schon Angst zu einer verhärmten, übellaunigen Psychotante mutiert zu sein. Ich hasse das. Ich sehe schwarz. Erhebe gerade nicht den Anspruch fair zu sein, Verständnis aufzubringen und. Nicht in diesem Moment. Im Alltag gebe ich mir Mühe – wenn ich aufpasse und mich nicht von meinen Emotionen überwältigen lasse. Schon klar, das Gesundheitssystem macht es vielen Ärzten sehr schwer sich angemessen um ihre Patienten zu kümmern. Der Beruf an sich ist eine große Herausforderung und verlangt einem viel ab. Die organisatorischen Schwierigkeiten, die sich ja auch nicht vermeiden lassen, sind ein zusätzlicher Stressor. Ich kenne auch die Inhalte der Ausbildungen, die Psychologen, Psychotherapeuten und FÄ für Psychiatrie oder Psychotherapie durchlaufen, weiß wie schwer es ist als psychologischer Psychotherapeut seine Kassenzulassung zu bekommen, weiß wie teuer und zeitaufwändig es für Therapeuten ist sich weiterzubilden.

Aber wie ich schon schrieb: Meine letzte Tüte Verständnis ist mir heute Morgen in der Handtasche ausgelaufen und hat hässliche Flecken auf dem Leder hinterlassen. Nächste Woche besorg ich mir ne Neue. Bis dahin fühl ich mich einfach nur allein gelassen.

Seit Jahren lass ich mir nun schon mein Hirn in den Mühlen des sozial-psychiatrischen Systems fein zermahlen. Immer wieder haben wir versucht uns Hilfe zu holen. Immer wieder landeten wir in psychiatrischen Einrichtungen, wurden von Arzt zu Therapeut zu anderem Therapeut verwiesen. Man klärte uns über unsere psychischen Störungen auf, erklärte uns, wir sollten dringend spezialisierte Fachleute aufsuchen, also taten wir das. Wir telefonierten, schrieben Briefe und Mails, führten Gespräche mit Therapeuten, Kliniken. In Kliniken erklärte man uns, wir müssten uns an ambulante Therapeuten wenden. Die Arbeit mit DIS-Patienten sei komplex und nur ambulant durchführbar. Ambulante Therapeuten verwiesen uns wieder an Kliniken, denn nur in einem stationären Setting sei es möglich mit unserer DIS und den Traumatisierungen zu arbeiten. Wir kamen uns vor wie ein schwarzer Peter, der weiter- und weitergereicht wird. Gingen in Kliniken, arbeiteten an der allgemeinen Stabilisierung, ließen uns immer wieder erklären, dass wir ja dringend eine Traumatherapie machen müssten, die Themen dringend angehen – aber bitte nicht hier. So ging es zu ambulanten Therapeuten, mit denen wir an der allgemeinen Stabilisierung arbeiteten, ließen uns erneut erklären, dass wir dringend unsere inneren Konflikte und die Traumatisierungen angehen müssen – aber bitte nicht hier.

Nach einigen Jahren dieses Hin und Her ist mir schwindelig. Wir fühlen uns verschaukelt.

Immer wieder fanden wir uns mit Mitmenschen konfrontiert, die meinten Ärzte und Therapeuten müssen ihre Probleme lösen, die sich auf dieser Erwartungshandlung ausruhten. Die hatten selten Schwierigkeiten eine Therapieplatz zu bekommen, einen Klinikplatz oder ähnliches. Wenn die vorhandenen Probleme nicht reichten, wurd einfach etwas mehr gejammert.

Wir hatten Probleme überhaupt Therapeuten zu finden, die sich bereit erklärten mit uns weiterzuarbeiten, sobald das offenbar aufregende Novum eine Differenzialdiagnostik mit einem Multiplen durchzuführen verflogen war. Die meisten stiegen aus, wenn es es um unseren Hintergrund von organisierter und systematischer Gewalt ging. Das Wenige an ernsthafter Therapie, was uns vergönnt war, haben wir versucht zu nutzen, so gut es geht. Die meiste Zeit waren wir auf uns gestellt, haben selbst versucht Interventionen zu entwickeln um mit Intrusionen umzugehen, uns als System kennenzulernen, Innenkommunikation aufzubauen, an Co-Bewusstsein zu arbeiten. Wir hofften in der Therapie wenigstens weitere Anregungen für unsere eigene Arbeit zu bekommen… die Therapeuten auf der anderen Seite schienen zu hoffen, dass Pandoras Kelch an ihnen vorübergehen möge…

Wir kämpfen immer noch dafür wenigstens für eine kurze Zeit eine ordentliche Therapie zu bekommen. Wir wünschen uns so sehr einen Therapeuten, der sich mit Traumatisierungen auskennt, der vielleicht auch die Umständen, in denen wir so lange gelebt haben, verstehen kann, jemanden, der bereit ist mit uns und unseren inneren und äußeren Konflikten zu arbeiten, jemanden, der sich an Absprachen hält.

Nur beginnen wir uns zu fragen, ob das alles überhaupt noch einen Sinn ergibt. Ein Psychiater sagte uns vor einiger Zeit, dass es an uns läge, wenn die 87 Therapiestunden, die wir in den vergangenen 10 Jahren hatten, nicht gereicht hätten. Kein Mensch könne Probleme haben, die sich mit einer einmaligen Verhaltenstherapie nicht lösen lassen könnten.

Wir haben uns so oft gewünscht Hilfe und Unterstützung zu haben. Glauben, dass viele Situationen der vergangenen Jahre etwas glimpflicher ausgegangen wären, wenn wir nicht allein auf uns gestellt gewesen wären. All unser Kämpfen um sinnvolle Unterstützung hat nichts gebracht. Immer, wenn wir glaubten etwas Sinnvolles gefunden zu haben, war es meist schon vorbei, bevor es überhaupt angefangen hatte.

Ja, wir sind frustriert und hart am überlegen, ob wir nicht einfach ganz aufgeben sollen. Immer wieder nagende Stimmen… es ist so unglaublich vermessen von uns zu glauben, wir hätten so etwas wie „professionelle Hilfe“ überhaupt verdient. Ich weiß nicht, ob es überhaupt nachvollziehbar ist… aber wir hängen an dieser Stelle fest.

Weiter suchen, weiter kämpfen oder es bleiben lassen und sich weitere Jahre Frust und Enttäuschung ersparen?